Die Seidengürtelflechterei, wie viele andere japanische Künste zielt nicht nur auf das fertige Produkt, sondern auf den ganzen Menschen: Rhythmische körperliche Bewegung, konzentrierte Geduld und lebendige Phantasie zur Einheit verbinden.
Wie in „… JAPAN ÜBLICH, BESTIMMT DIE MEISTERIN ÜBER DEN GRAD DES KÖNNENS …“ Die Kunst des Seidengürtelflechtens wird seit 1500 Jahren übermittelt. Doch nicht einfach so, sondern wie in Japan üblich, von einer Meisterin oder einem Meister an deren Schüler. So hat Hôkô Tokoro die japanische Kumihimo-Meisterin Frau Regula Berger-Haupt gebeten, ihr Fachwissen auf diesem Gebiet weiterzugeben. Von Frau Berger-Haupt habe ich nun wieder das Seidengürtelflechten gelernt.
In früheren Zeiten hatte die japanische Kleidung keine Knöpfe, zum Verschliessen wurden stattdessen Seidenschnüre verwendet. Die Rüstung der Samurais | 侍, also der Mitglieder des Kriegerstandes im vorindustriellen Japan, bestand aus einer Vielzahl von Plättchen, die mit kunstvollen Kumihimo-Bänder zusammengehalten wurden.
Meine Seidengürtelflechterei ist ziviler Gesinnung, lehnt sich an das japanische Streben, hoher ästhetischer Anspruch mit der Funktionalität zu vereinen. Ein Kumihimo-Band ist schön anzusehen und auch ohne Zweck ein schönes Kunstwerk, an dem man sich erfreuen kann.
Rhythmus: Mit dem Marudai, dem japanischen Flechtgerät werden die Fäden oder Stränge, die verflochten werden, auf beschwerte Spulen, Tama genannt, gewickelt. Sie werden über den äußeren Rand durch das mittlere Loch geführt und dort ebenfalls mit einem Gegengewicht beschwert. Das fertige Geflecht und die Fäden werden durch die Gewichte straff gezogen, so hat der Flechter beide Hände frei zum Arbeiten.
Daiji no mae no shōji.
Wer Großes will, muss zuerst das Kleine tun. Das Geflecht entsteht in Konzentration durch systematisches und rhythmisches Vertauschen der Spulen.